Nistkasten-Reinigung Schwelm (Fortsetzung)

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Eine Gruppe des NABU Ennepe-Ruhr-Kreis inspizierte am Samstag, den 12.02.2022 wie in den Vorjahren, die 22 Kästen auf dem Friedhof an der Oehde in Schwelm. Dieses parkähnliche Areal mit altem Baumbestand, Grünflächen, einer naturnahen und insektenfreundlichen Bepflanzung und dem Verzicht von Pestiziden zeichnet sich als ökologisch bedeutsam aus. Mitten in der Stadt und umgeben von der benachbarten dichten Bebauung bietet das Gelände Vögeln, Kleinsäugern, Insekten und anderen Tieren einen Lebensraum oder stellt einen wichtigen Trittstein auf ihren Wanderwegen dar.

An zahlreichen hohen Bäumen brachten Mitglieder des NABU in den vergangenen Jahren Singvogelnistkästen sowie einen Waldkauzkasten an. Auch weitere Artenschutzmaßnahmen werden vom NABU in Kooperation mit den Friedhofsträgern dort durchgeführt.

Um die Kästen zu reinigen, sind eine hohe Leiter und etwas Werkzeug erforderlich. Jürgen Döbert, NABU-Ortsbeauftragter für Schwelm, und Ralf Steiner als NABU-Vogelexperte erklimmen die Leiter, öffnen vorsichtig den Kasten und räumen das alte Nest aus. Dabei untersuchen sie das Material und protokollieren die Funde. Mit von der Partie sind weitere NABU-Aktive, darunter Anne Peter, die sich als NABU–Mitglied ebenfalls in Schwelm engagiert und seit kurzem auch für die Öffentlichkeitsarbeit des NABU-Kreisverbands verantwortlich ist.

Nistkastenpflege ist aber nicht nur ein Putzjob, vielmehr ist es auch spannend, im Nachhinein aus dem Nistmaterial abzulesen, welche Vogelart sich zuletzt in der Bruthilfe eingerichtet hatte.  So polstern beispielsweise Meisen ihre Kinderstube gründlich mit Moos und weichem Material, wie z.B. Tierhaaren, Halmen und kleinen Federn aus. Über die Jahre lassen sich durch die Kontrolle der Nistkästen z.B. interessante Erkenntnisse zur Artenzusammensetzung, zum Bruterfolg und zur Entwicklung der Bestände der Nisthilfennutzer ermitteln.

Kleiber verkleinern das Einflugloch mit Lehm und Speichel und schaffen damit eine massive Schutzschicht. Dieser Umstand macht es zunächst Beutegreifern schwer, aber auch die Naturschützer haben oft Mühe, einen Kleiberkasten zu öffnen und das Innere zu inspizieren. Kleiber bauen übrigens ihr Nest aus Blättern und Baumrindenstückchen.
 
Andere Vogelarten wie Amseln, Buchfink oder Mönchsgrasmücke hingegen bevorzugen Bäume, Büsche oder Hecken als Brutplätze und/oder zum Nahrungserwerb. Darum sind Parks und naturnahe Gärten mit standortgerechten heimischen Bäumen, Hecken und insektenfreundlichen Sträuchern oder begrünte Hausfassaden für unsere heimische Fauna so wichtig.
 
Nicht selten findet man beim Reinigen der Nistkästen auch verlassene Wespen-, Hornissen- oder Hummelnester. Und ist die erste und später auch eine zweite Brut ausgeflogen, wird der Nistkasten auch für andere interessant. Eichhörnchen, Siebenschläfer, Hasel-
oder Fledermäuse sind in den kalten Wintermonaten „Nachmieter“. Vor dem Reinigen empfiehlt es sich daher, erst einmal vorsichtig zu überprüfen, ob die Unterkunft leer ist, damit man sich selbst und den Bewohnern einen Schreck erspart.

Fotos: NABU-EN

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