„Unser Wald hat Zukunft“

... Fortsetzung

Fast 70 Personen nahmen am Samstag in Sprockhövel an einem gemeinsamen Waldspaziergang am Hilgenpütt teil, bei dem Dr. Fähser ein breitgefächertes Publikum auf die Besonderheiten und die Chancen in diesem Waldgebiet hinwies. Zahlreiche Fragen konnte er anhand von ganz offensichtlichen Beispielen der Verjüngung einiger Teilgebiete, dem Fehlen alter Bäume und dem Bewuchs ehemaliger Brachflächen erläutern. Dabei untermauerte er seine These, den Wald sich in Ruhe entwickeln zu lassen, um dadurch einen erhöhten Nutzen durch Vermehrung von Biomasse und einem erhöhten Ertrag beim Verkauf wirklich alter Bäume zu erzielen.

Gut besucht war der abendliche Vortrag in der Glückauf-Halle mit Referent Dr. Lutz Fähser (r.). Moderiert wurde die Veranstaltung durch Jan Schulte (2.v.r.). ( Foto: A. Peter, NABU EN)
Gut besucht war der abendliche Vortrag in der Glückauf-Halle mit Referent Dr. Lutz Fähser (r.). Moderiert wurde die Veranstaltung durch Jan Schulte (2.v.r.). ( Foto: A. Peter, NABU EN)

Zu dem Abendvortrag am Samstag in der Glückauf-Halle begrüßte Sprockhövels Bürgermeisterin Sabine Noll die rund 130 Gäste, zu denen auch Sprockhövels Klimanager Michael Sniegowski zählte. Das Klimamanagement der Stadt war Kooperationspartner der Veranstaltung und stellte die Halle kostenfrei zur Verfügung.

In seinem Vortrag erläuterte Dr. Lutz Fähser ausführlich die Notwendigkeit, den Wald resilient und zukunftsfähig zu machen - angesichts seiner Ökosystemleistungen, seiner Bedeutung für die biologische Vielfalt, den Wasserhaushalt und das globale Klima.

Während seiner Tätigkeit als leitender Forstdirektor des Lübecker Stadtwalds sahen seine Kollegen und er sich schon vor über 30 Jahren mit diversen Problemen konfrontiert, z.B. die viel zu hohe Stickstoff- und Schwefeldioxid-Belastung im Boden. Es entwickelte sich aus dieser Erkenntnis das Konzept, das 1994 eingeführte "Lübecker Modell", mit dem man dem Wald am besten helfen kann, wenn man die Natur wirken lässt.

Das "Lübecker Modell" wird bereits in zahlreichendeutschen Städten wie Berlin, Göttingen, Hannover, Boppard oder Düsseldorf und vielen anderen angewendet. Das EU-Papier vom 27.7.2023 "Guidelines on Closer-to-Nature Forest Management" empfiehlt es als Referenz.

Mit dem "integrierten Prozessschutz" können damit die Naturnähe der Waldbestände erheblich verbessert, die Holzvorräte und die Bindung von CO2 vergrößert werden. Die Biodiversität kann nachweislich erhöht werden, und bei verschiedenen gefährdeten waldtypischen Pflanzen- und Tierarten ist eine Zunahme zu verzeichnen.

Dennoch erfährt Dr. Fähser bei vielen Beratungsgesprächen und in der Praxis und auch Widerstand: „Die größte Sorge ist meist, dass der Ertrag an Holz zurückgeht und die Holzernte nicht mehr kostensparend mit Großmaschinen erfolgen kann. Dagegen ist zu sagen, dass mit geringerem Aufwand auf Dauer höhere Erträge erzielt werden konnten. Im Grunde ist es die Vorstellung, dass man den Wald „planen" und bearbeiten muss gegen das Konzept, der Natur ihren Lauf zu lassen. Die langjährigen Ergebnisse sprechen für sich und ich hoffe, dass sich diese Erkenntnisse mehr und mehr durchsetzen.“

Moderiert wurden der Vortrag und die anschließende Diskussion durch den bekannten Reporter und Moderator Jan Schulte aus Gevelsberg. Die Aufzeichnung der Veranstaltung durch den Schwelmer Jens Pommerenke wird in Kürze auf der Homepage des NABU Ennepe-Ruhr-Kreis (https://www.nabu-ennepe-ruhr.de) zu finden sein.

Johanna Engels, 2. Vorsitzende des NABU Ennepe-Ruhr-Kreis e.V. und Initiatorin der Veranstaltung, ist zufrieden mit der guten Resonanz darauf. Die Ausführungen von Dr. Fähser zeigten die zukunftsorientierte Chance, unsere Wälder wieder in einen besseren Zustand zu versetzen. Johanna Engels und die Mitglieder der NABU Wald-AG planen bereits weitere Aktionen zur Verbesserung auch unserer heimischen Wälder.

 

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Der Wald, der Klimawandel und das Artensterben.

Auch unser heimischer Wald ist stark in Mitleidenschaft gezogen. Auf der anderen Seite wird der Wald sowohl für den Schutz der biologischen Vielfalt als auch für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels eine große Rolle spielen. Dies gilt nicht nur für den Regenwald, sondern auch für den europäischen Wald.

Das wirft die Frage auf: Wie können wir mit Wald umgehen, damit aus ihm ein klimaresilienter, anpassungsfähiger Zukunftswald wird, der weiterhin unsere Luft rein hält, den Wasserkreislauf regelt, unsere Umgebung abkühlt, das Wasser im Boden speichert, uns Menschen als Erholungsraum dient und den Rohstoff Holz liefert?

Seit 30 Jahren gilt der Lübecker Stadtwald als Vorreiter der naturnahen Waldbewirtschaftung. Dieses seit gut 30 Jahren dokumentierte Modell wird EU-weit als Referenz für einen zukunftsfähigen Mehrzweckwald genutzt.