Montag, 24.02.2020 um 19 Uhr
Ruhr-Renaturierung – wie weiter?
Die Renaturierung der Ruhr ist das wichtigste Naturschutzprojekt in Hattingen.
Die Naturschutzverbände und die mit dem Thema betrauten Behörden versprechen
sich eine spürbare Verbesserung der ökologischen Situation im Hattinger Ruhrtal
und der renaturierte Abschnitt der Flusslandschaft wird weit ausstrahlen.
Der Arbeitskreis Wasser des BUND und des NABU werden ihre Standpunkte zu diesem Thema vorstellen.
Weitere Informationen erhalten Sie dazu auf der Wassernetz Seite des Landes NRW:
https://wassernetz-nrw.de/category/ruhr/
Treffpunkt: Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, 45525 Hattingen
„Da habe ich nicht schlecht geschaut, als das Bundespräsidialamt mir eine persönliche Einladung zum diesjährigen Bürgerfest zusandte. Im ersten Augenblick war ich sprachlos“, erinnert sich Isolde Füllbeck, die seit Jahren die Renaturierungsmaßnahmen an der Ruhr in Hattingen begleitet.
Die Ruhr ist ein maßgeblich veränderter Industriefluss, der nach der Schiffbarmachung durch Buhnen, damit der Wasserstand immer konstant blieb, nun im Zuge der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) ihren guten ökologischen Zustand zurück gewinnen wird. Dafür sind auf dem ca. 7 km langen Bereich des Winzer Bogens bauliche Maßnahmen geplant, um dem Fluss in einem aufzuweitenden Bett den Anschluss an seine Aue zu ermöglichen.
In anderen Bereichen entlang der Ruhr sind Maßnahmen der WRRL bereits durchgeführt. Zwei davon konnten sich interessierte Hattinger Bürger und Bürgerinnen in Arnsberg und in Wickede im Jahr 2015 gemeinsam ansehen. Ein Jahr später gab es in der Stadtbibliothek eine Ausstellung der NUA (Natur- und Umweltakademie) und die Möglichkeit sich über die Renaturierung an der Ruhr zu informieren. Der NABU in Hattingen hat diese Informationsveranstaltungen maßgeblich begleitet und wartet zur Zeit auf die Ergebnisse des Planfeststellungsverfahrens, welches Anfang diesen Jahres von der Bezirksregierung Düsseldorf bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht wurde.
„Ich bin auch für alle meine Naturschutzkollegen nach Berlin gefahren“, stellt Füllbeck fest. Die WRRL ist eine verbandsübergreifende Sache und auf Bundesebene sind vor einigen Wochen Vertreter des NABU, des BUND und des WWF in Straßburg gewesen, um sich über den Stand der Dinge vor Ort zu informieren.
„Wasser ist ein lebenswichtiges und unentbehrliches Element. Alles Leben auf der Erde ist eng mit dem Wasser verknüpft. Die meisten Lebewesen bestehen zum größten Teil aus Wasser. Wasser begegnet uns in flüssiger Form als Regen, fest als Schnee oder Hagel und gasförmig als Wolke. Wir Menschen nutzen das Wasser auf vielfältige Weise und behandeln es dabei vielerorts mit zu wenig Respekt. Pflanzenschutzmittel in unseren Gewässern und Nitrat im Grundwasser sind dann beispielhafte Folgen dieses respektlosen Umgangs mit unserer wertvollsten Ressource. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie stellt daher in seinen Erwägungsgründen fest: Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.“ (Präambel EU-WRRL)
„Nichtstuen ist hier die absolut falsche Handlungsweise, gerade in Hattingen ist das Land NRW der Eigentümer der Flächen, in welchem Bereich die Maßnahmen durchgeführt werden. Hier gilt das Prinzip: Das Eine tun und das Andere nicht lassen!“, ist sich Füllbeck sicher.
Der Besuch beim Bundespräsidenten, als eine von 5000 geladenen Gästen und die Teilnahme am Bürgerfest als Dank für ihr Engagement war eine beeindruckende Möglichkeit, um mit Menschen aus der gesamten Republik ins Gespräch zu kommen. Die Partnerländer NRW und Finnland wurden dort vorgestellt und die Vielfalt der einzelnen Regionen wurde sichtbar durch Frauen und Männer in landesmäßigen Trachten aus dem Norden, Süden, Osten und Westen unserer Bundesrepublik.
„Bei Überlegungen zum Ehrenamt, habe ich mir immer schon gedacht, dass die Bundesrepublik ohne Ehrenamt zum Stillstand kommt. Während meiner Wartezeit auf den IC zurück ins Ruhrgebiet in der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo wurde es nach Erzählungen der Mitarbeiterinnen am Samstagmorgen zur Gewissheit: Diese Mission hat 12 Hauptamtliche und 300 Ehrenamtliche, die rund um die Uhr täglich 600 Gäste an 365 Tagen im Jahr bewirten und versorgen. Das hat mich schon sehr beeindruckt, welche gesellschaftliche Hochleistungsarbeit dort geleitet wird“, berichtet Füllbeck noch sichtlich gerührt.
Zurück im Ruhrgebiet nimmt die zweite Vorsitzende im NABU Ennepe-Ruhr-Kreis e.V. ihre Arbeit gemeinsam mit Ihren Kollegen mit frischem Elan wieder auf und hofft darauf, das die gemeinsame Arbeit für Mensch und Natur auch in Hattingen an der Ruhr, im Straßenbegleitgrün, im privaten und im öffentlichen Raum sichtbaren wird.
Im Hauptteil der Ausstellung geht es um die einzigartige Vielfalt unserer Bäche und Flüsse, ihre Bedeutung und die Folgen von Eingriffen. Anhand der Tierarten Biber, Eisvogel, Lachs und Köcherfliege wird veranschaulicht, was ökologisch intakte Fließgewässer kennzeichnet. Gezeigt wird, wie sich Eingriffe auswirken, warum Gewässerschutz wichtig ist und was für eine ökologische Verbesserung getan werden muss.
Ziel der Ausstellung ist es, auf die Bedeutung eines nachhaltigen Gewässerschutzes aufmerksam zu machen. Mit eindrucksvollen Bildern, Modellen, Filmen und interaktiven Lernstationen wendet sich die Ausstellung an eine breite Zielgruppe. Sowohl Erwachsene als auch Kinder werden auf geeignete Weise angesprochen. Naturnahe Flusslandschafen haben einen hohen Wert, sorgen für die Gesundheit und Erholung der Bevölkerung und erfüllen eine wichtige Funktion beim Erhalt der biologischen Vielfalt.
Infos: www.nua.nrw.de/publikationen/ausstellungen/lebendige-gewaesser-in-nrw/
Am Samstag eröffneten Dirk Glaser, Bürgermeister der Stadt Hattingen (3.v.r.), Jörg Matthes, Leiter des Dezernates Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Düsseldorf (2.v.r.), Eva Pier, Referentin der Natur-und Umweltschutzakademie NRW (3.v.l.) und Isolde Füllbeck vom NABU NRW, Ortsgruppe Hattingen (4.v.l.) die sehenswerte Ausstellung "Lebendige Gewässer" mit dem Leiter der Stadtbibliothek Hattingen Bernd Jeucken (1.v.r.)
ttp://www.brd.nrw.de/umweltschutz/wasserrahmenrichtlinie/index.jsp
WAZ vom 22.04.2015
Hattingen. Beim runden Tisch stellte die Bezirksregierung Düsseldorf am Dienstag die überarbeitete Planung vor. Genehmigungsverfahren soll im Herbst starten.
Die Ruhr war erneut Thema bei einem runden Tisch am Dienstag in Hattingen. Dort stellte die Bezirksregierung Düsseldorf gemeinsam mit dem zuständigen Planungsbüro die veränderten Vorschläge zum
Umbau des Ruhrbogens vor. Mit am Tisch saßen nicht nur Vertreter der Behörden aus Arnsberg, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und der Stadt, sondern auch Fischereiverbände, Naturschutzverbände und der
Initiativ-Kreis zum Erhalt des Ruhrbogens. „Wir haben einen breiten Konsens erreicht“, freute sich danach William Wolfgramm von der Bezirksregierung.
Die Bezirksregierung Düsseldorf war von der Gegenwehr der Hattinger gegen eine Umgestaltung des Ruhrbogens überrascht worden. „Wir wussten nicht was für einen hohen emotionalen Wert die Buhnen
haben“, erklärt Wolfgramm. Dem soll aber in der neuen Planung Rechnung getragen werden. Entgegen der Empfindung vieler, so betont er, habe man dich Öffentlichkeit früh einbeziehen wollen, statt
sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Es haben mehrere Gespräche stattgefunden, in den die Positionen der Beteiligten dargelegt wurden. Nun hat man sich auf eine Zwischenlösung geeinigt. Die besagt, dass die Buhnen zwischen
Dahlhauser Mühle und Hattinger Wehr zu einem Drittel erhalten bleiben. Ein weiteres Drittel der Bauwerke aus der Zeit der Schiffbarmachung der Ruhr soll hinterfahren werden. So zum Beispiel
direkt am Ruhrbogen. Dort wird künftig das Gewässer auch hinter den Buhnen entlangfließen. Schotter kann sich in diesem Abschnitt an den Buhnen ablagern. So solle der grundsätzliche Charakter des
Landschaftsbildes, der den Hattingern so wichtig ist, erhalten bleiben, erklärt William Wolfgramm.
Das letzte Drittel der Buhnen soll dann aber doch weichen. Berücksichtigt wird bei dieser Planung auch die „konkurrierende Nutzung“ der Ruhr als Freizeitraum auf der einen und Naturschutzgebiet
auf der anderen Seite. Belange des Denkmalschutzes würden ohnehin immer berücksichtigt, so der Bezirksregierungssprecher. Zur Erinnerung: Der Initiativ-Kreis hatte beantragt, den Ruhrbogen
mitsamt Buhnen unter Schutz zu stellen. Eine Entscheidung hierzu gibt es von der zuständigen Behörde noch nicht.
Auch ein genauerer Termin für einen möglichen Beginn der Bauarbeiten steht nicht fest. Nur soviel: „Bis zum Herbst wollen wir genehmigungsfähige Unterlagen vorlegen können“, sagt Wolfgramm. Das
Genehmigungsverfahren, in dem erneut Platz für Einwände sein wird, ist dann Sache der Bezirksregierung Arnsberg.
Sabine Weidemann
Konsens zum Ruhr-Umbau erreicht | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/hattingen/konsens-zum-ruhr-umbau-erreicht-id10590516.html#plx2139434746
Hattingen, den 25.03.2015
Naturschützer fordern Renaturierung: Ruhrschleife wird nicht bleiben, wie sie ist
Die Naturschutzverbände NABU und BUND fordern die konsequente und zügige Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen bei der Umasetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). "Das Ziel, die Ruhr zusammen mit den anderen Gewässern in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, findet unsere volle Unterstützung", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden größten Umweltverbände.
Besonders an der Ruhr sei ein größere Maß an Eigendynamik vonnöten. "Damit aus ihr tatsächlich wieder ein Fließgewässer wird, müssen Buhnen und andere Hindernisse wo immer möglich entfernt oder sinnvoll umgestaltet werden", fordert Frank Weissenberg vom BUND, der als Experte und Mitglied im Landesarbeitskreis Wasser für eine gute ökologische Qualität der Gewässer kämpft. Erst ein intaktes "Lückensystem am Gewässergrund", das in der Ruhr in weiten Strecken durch eine Schlammschicht verhindert wird, ermöglicht die Existenz der eigentlich hier heimischen Fauna und Flora. Und nur so sei eine Wiederbelebung des natürlichen Lebensraumes Ruhr möglich.
Erste Projekte für mehr Flussdynamik seien an der Ruhr bereits an anderen Stellen erfolgreich realisiert. Jutta Wenzel von der Regionalstelle Ruhrgebiet, des NABU in NRW: "Die Umgestaltung des Gewässerbettes am Winzer Bogen reiht sich damit in ein Gesamtkonzept ein. Weitere sind ebenfalls in Planung und sollen folgen. Somit stellt die Umgestaltung des Winzer Bogen ein wichtiges Bindeglied dar und setzt das um, was Naturschutzverbände seit langem fordern."
Isolde Füllbeck vom NABU im EN-Kreis korrigiert die Aussagen von Gerd Walther, der erreicht haben will, dass der Ruhrbogen wie er sich "von der Isenburg aus" darbietet, "voll erhalten bleibt". Isolde Füllbeck: "Nach unseren Informationen aus Düsseldorf entsprechen die Pläne nach wie vor dem Stand von Oktober. Offensichtlich hat Herr Walther hier etwas falsch verstanden."
Naturnahe Entwicklung der Ruhr und ihres Auebereiches bei Hattingen und die Suche nach dem guten ökologischem Zustand
Bei der Klimakonferenz in Rio war die Biodiversität ein Beratungsschwerpunkt. Die Vielfalt der Arten ist ein wesentlicher Indikator für den guten Zustand der Natur und eine Aufgabe für die gesamte Menschheit.
Seit dem Jahr 2000 gibt es eine wichtige Europäische Umweltrichtlinie, die Wasserrrahmenrichtline, die vorgibt, dass alle Gewässer bis 2027 den guten ökologischen Zustand erreichen müssen.
Während sich die Wasserqualität der Ruhr in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, lässt ihre Lebensraumqualität nach wie vor zu wünschen übrig. Durch die Schiffbarmachung der Ruhr wurde sie in ein schmales Bett gezwängt und mit Buhnen und Längsbauwerken befestigt. Ein derartig ausgebauter Fluss kann den gewässertypischen Arten kaum geeignete Lebensräume bieten.
Im Herbst 2014 wurden die geplanten Maßnahmen, um das Fließgewässer natürlicher zu gestalten, für den Winzer Bogen den Hattinger Bürgern vorgestellt.
Die Ruhr soll sich wieder eigenständig entwickeln dürfen, so dass Fluss und der Auenbereich wieder eine Einheit bilden, wie es sein soll und wie es in erfolgreich umgesetzten Renaturierungsprojekten auch heute schon beobachtet werden kann.
Eine aufgeweitete Ruhr kann dann eine eigene Dynamik entwickeln, damit der Fluss und der Auenbereich wieder eine Einheit bilden. Die extensiv mit Heckrindern beweidete Landschaft bleibt dabei genauso erhalten, wie die Möglichkeit die Ruhr, wie gewohnt, vom Ufer und vom Wasser aus genießen zu können.
Die Angler, Kanuten und Erholungssuchende aus Hattingen und Umgebung werden mit Einblicken in eine dynamische Flusslandschaft belohnt.
Die Ruhr wird damit in Hattingen artenreicher und vielfältiger.
Projekte im Planungsgebiet „Untere Ruhr“ bis 2027
zum download:
11.11.2014
Ruhr-Renaturierung: Stadt war informiert, NABU schreibt an Fraktionen
Die Stadtverwaltung Hattingen hatte 2013 und 2014 insgesamt fünf Möglichkeiten sich über die Renaturierung der
Unteren Ruhr zu informieren. Das zeigen Unterlagen, die dem NABU Hattingen, der ebenfalls eingeladen war,
vorliegen. Michael Schindler vom NABU-Hattingen: „Eine der Veranstaltungen, zu der betroffene Verbände wie Angler, Naturschützer, aber auch öffentliche
Verwaltungen eingeladen waren, fand sogar in einem Verwaltungsgebäude in Hattingen statt. Zu anderen Veranstaltungen wurde die
Stadt mit umfangreichem Infomaterial eingeladen!“
Dass man sich jetzt beschwert, nicht beteiligt zu sein, stößt auf Unverständnis der Naturschützer, die auch nicht akzeptieren, dass
sich die Stadtspitze schon bevor sie irgendwelche Pläne gesehen hat und sowieso angeblich von
nichts wusste, für den Erhalt der Buhnen stark machte.
In einem Schreiben an die Ratsfraktionen weisen die Naturschützer darauf hin, dass es letztlich bei der
Renaturierung „um den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen“ gehe. In dem Schreiben heißt es: „Die
Erhaltung der Vielfalt des Lebendigen wird von Umweltexperten als die wichtigste Herausforderung der Menschheit angesehen. Die Bio-Diversität ist die Grundlage des menschlichen Daseins und Wirtschaftens. Und die soll in der Ruhr verbessert bzw. wieder hergestellt werden. Hattingen kann einen winzigen Teil zur Lösung einer Menschheitsaufgabe beitragen.“
Dass es um die Natur, obwohl „alles so schön grün ist“ am Ruhrbogen in Hattingen nicht gut bestellt ist, zeigen
die Bestandsaufnahmen der Wissenschaftler. So wird die Unterwasserflora in ihrer Zusammensetzung an zwei von drei Punkten
als „fast verödet“ und insgesamt als „unbefriedigend“ eingestuft. Die „fischbasierte Bewertung des ökologischen Zustands“ schwankt zwischen mäßig bis unbefriedigend.
Die Erhebungen der Vogelwelt des NABU zeigen keine der flusstypischen Arten, sondern Allerweltsvögel, die an Parkteichen und
Stauseen ebenfalls vorkommen. Auch die flussbegleitende Flora ist stark verarmt und besteht zum größten
Teil aus Ruderalpflanzen, die eigentlich an jedem Wegrand vorkommen sollten. Nur wenige Flussauenbewohner, wie der Ufer-Alant, kommen vor.
„Es wird höchste Zeit, dass sich die bio-ökologischen Zustände an der Ruhr in Hattingen wenigstens in
Teilbereichen verbessern. Wir sollten uns freuen, dass wir bald mehr Vielfalt genießen können und einen Flusslauf haben, der
den Namen Fluss verdient!“, so Isolde Füllbeck, Sprecherin des
NABU-Hattingen.
25.11.2014
NABU begrüßt Denkmalschutz im Ruhrtal bei Stiepel
Der von Bürgern aus Bochum und Hattingen initiierte Antrag, das Ruhrtal zwischen dem Kemnader See in Bochum und der Koster Brücke in Hattingen in die Denkmalliste als
Denkmalbereich aufzunehmen, findet die volle Unterstützung des NABU in Bochum und im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Das Ruhrtal zwischen Bochum-Stiepel und Blankenstein weist ein bemerkenswertes Ensemble kulturhistorisch, industriegeschichtlich und naturgeschichtlich bedeutender
Landschaftsgestaltungen, Gebäude und Bodendenkmale auf, die
geschützt und entwickelt werden müssen. Wie der Naturschutzbund (NABU) erklärt, ist die Schiffbarmachung der Ruhr hier mit den Buhnenbauwerken, der Stiepeler Schleuse, dem historischen
Treidelpfad, der Wehranlage und der Kohlenniederlage an der Kost, so gut wie an keiner anderer Stelle im Unteren Ruhrtal nachzuvollziehen.
Wie in dem Antrag ausgeführt wird, ist die Kombination der Flussbauwerke zur Schiffbarmachung mit der parallel zum Fluss verlaufende Bahntrasse besonders reizvoll. Die beiden
Verkehrswege zeigen den Wert des Ruhrtals als Verbindungslinie auf und gleichzeitig ist die Eisenbahn die Erklärung für den Niedergang des Schiffsverkehrs auf der Ruhr.
Auch kulturgeschichtlich kann dieser Ruhrabschnitt zusätzlich punkten mit zwei Herrensitzen (Haus Kemnade und Burg Blankenstein), der Stiepeler Dorfkirche, Gethmannscher Garten
und anderen lokalen Zeugen der Zeitgeschichte und des
Kohlebergbaus.
Isolde Füllbeck vom NABU im Ennepe-Ruhr-Kreis: "Auch naturgeschichtlich ist dieser Abschnitt des Ruhrtals bedeutsam. Die Terrassierung des Ruhrtals ist hier auf beiden Ufern
typisch ausgeprägt und weist einen ebenfalls typischen Buchen-Hainbuchen-Wald auf. Das Naturschutzgebiet Alte Ruhr-Katzenstein schützt eines der wenigen erhaltenen Altwässer der Ruhr, die bei
Hochwasser noch an den Fluss angebunden sind und hat daher einen bedeutenden naturhistorischen Wert."
Nach Meinung der Antragsteller sollten die Städte Bochum und Hattingen die gute Anbindung des Ruhrtals durch den Ruhrtalradweg nutzen und gemeinsam eine behutsame Erschließung
entwickeln. Ein durchdachtes Informationssystems würde nicht nur die heimische Bevölkerung sondern auch Tausende Touristen an den Denkmalschutz als gesellschaftliche Aufgabe heranführen. Der
geschützte Denkmalbereich, nach Paragraph 5 des Denkmalschutzgesetzes NRW, würde eine weitere Attraktion für die stille Erholung
bieten.
Liebe Ruhr,
wissenschaftliche Forschungen gehen davon aus, dass die Menschen in den Uferzonen stehend den aufrechten Gang gelernt haben. Der Auftrieb hat hierbei maßgeblich mitgeholfen.
Wasser ist lebenswichtig und ohne Wasser gibt es kein Leben.
Die Kohle unter uns hat die Industriealisierung vorausgetrieben. Die Montanindustrie hat sich an deinen Ufern niedergelassen und dich gravierend in deinem Erscheinungsbild verändert. Du wurdest den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Menschen unterworfen, deine Ufer wurden für die Schiffbarmachung befestigt und du fließt in wie einem Kanal deinen dir vorbestimmten Weg.
Wie für die Ewigkeit wurden deine Ufer von Menschenhand befestigt. Mit deiner Beständigkeit und deiner naturgewollten Duldsamkeit alles zu ertragen, was die Menschen dir zumuten, bist du ein Zeichen des Ewigen.
Die Flora und Fauna in deinem Umfeld sind Anzeichen für die schöpferische Kraft, sich anzupassen und die Möglichkeiten zu nutzen, die sich bieten.
Nun ist es geplant, dass deine Ufer mit dem Bagger bearbeitet werden.
Dieses Mal sollst du deine Dynamik zurück erhalten, mehr Raum gewinnen und die natürlichen Vorgänge sollen gefördert werden. Die Zerstörung innerhalb der Bauphase sind zeitlich begrenzt und danach wird deine natürliche Schönheit sich voll entfalten.
Leider muss ich dir mitteilen, dass die Meinungen der Hattinger Bürger zu den ökologischen Verbesserungen an deinen Ufern sehr gespalten und hoch emotional sind.
Diese Entwicklung finde ich sehr schade und es macht mich traurig, dass sich die Menschen, die sich den Naturschutz auf die Fahne geschrieben haben, uneinig sind.
Mein Wunsch ist es, liebe Ruhr, dass sich die an diesem Prozess beteiligten Menschen, zusammen setzen und sich bewusst machen, dass es in dieser Welt nicht so sehr auf unserer Vergangenheit ankommt, sondern was wir mit unserer Zukunft zu tun gedenken.
Als Sprecherin der NABU Ortsgruppe Hattingen gebe ich zu bedenken, dass wir es sind, die jetzt entscheiden, was dem Dienst am Allgemeinwohl nützt und hoffe sehr, dass wir nach dieser Veranstaltung unseren eigenen weltlichen Nutzen zurück stellen und wir uns bewusst werden, dass die Generationen nach uns, die wirklichen Besitzer dieser Erde sind.
Deine Isolde Füllbeck
Hattingen, 02.11.2014
Der
NABU in Deutschland, sowohl auf Landesebene als auch in der betroffenen Region begrüßt die geplante Renaturierung der Ruhr in Hattingen.
Naturschützer versprechen sich von der Renaturierung sehr viel bessere
Entwicklungsmöglichkeiten für flusstypische Pflanzen und Tiere, die zur Zeit
in der eingezwängten Ruhr keine Chance haben.
Die Ruhr bei Hattingen hat kaum noch etwas mit dem typischen Ökosystem Fluss gemeinsam. Unsere Erhebungen zeigen, dass zum Beispiel flusstypischeVogelarten in der Ruhr kaum vorkommen. Das
was so schön grün aussieht, besteht fast ausschließlich aus Pflanzenarten, die auch an Wegrändern vorkommen. Die Ruhr zeigt eine sehr verarmte Fauna und Flora. Die Wasservögel im denaturierten
Bett der Ruhr sind typisch für Stillgewässer aber nicht für Flüsse!
Flüsse sind im Binnenland die dynamischten Lebensräume. Sie
bewirken einen steten Wandel der Aue durch Überschwemmungen, Niedrigwasser und Sedimentablagerungen. Der Fluss als Baumeister schafft Schlammbänke, Kiesinseln, Überschwemmungszonen, breite
Uferbereiche, die durch Umlagerungen von Sedimenten und Strömungsänderungen in die Flussdynamik einbezogen sind.
Trockene Standorte mit entsprechender Vegetation können in wenigen Monaten in feuchte Standorte, Feuchtwiesen, Röhrichtstandorte verwandelt werden. Die Tierwelt reagiert darauf mit speziellen
Anpassungen und ist sehr artenreich. All das kann, die regulierte Ruhr bei Hattingen nicht leisten, der die flusstypische Dynamik nicht mehr entwickelt.
Als Ortsgruppe freuen uns, dass die Bezirksregierung in Düsseldorf nun endlich die Hattinger Bevölkerung informiert und darstellt, wie die Renaturierung ablaufen soll. Es ist wichtig, dass die
hochemotionale Diskussion in Hattingen versachlicht wird. Viele Vorurteile und Befürchtungen werden sich durch eine bessere Informationsarbeit
abbauen lassen.
Am Ruhrufer Hattingen wurde im März 2012 von einigen aktiven NABU-Mitgliedern eine künstliche "Brutwand" für Uferschwalben erstellt.
Dazu wurden Löcher in das abgestochene Ufersediment eingebracht.
Die Aktion war notwendig geworden, um einer vorhandenen Brutkolonie Ausweichmöglichkeiten zu einem störungsintensiven Standort am gegenüberliegenden Ufer der Hattinger Hundewiese zu schaffen.
Wasserwerk, THW und der ansässige Angelverein halfen mit.
Die neue Brutwand wurde wenige Wochen später von Uferschwalben bereits angenommen. Die vorhandene Kolonie existiert glücklicherweise weiter.
Die Hundehalter werden durch ein Schild an der Badestelle auf das empfindliche Brutgebiet hingewiesen und können so auf das Verhalten ihrer Tiere bewußt einwirken.
Fotos: E.Künzel
Der angesagte Sonnenschein kam erst nachmittags und wir waren vormittags unterwegs... Also haben wir eine gute Stunde im Regen gearbeitet, aber es hat sich gelohnt! Wir haben viel geschafft und
können stolz sein auf die Leistung.
Sieben Aktive haben mitgeholfen: Daniela, Jürgen, Erich, Christiane, Ute, Fredy, Thomas - und Michael hat uns besucht. Und dann war da noch der Baggerfahrer, der mit viel Feingefühl unseren
Tümpel ausgehoben hat.
Außerdem sind nun ALLE 16 Bäume mit Zaungeflecht gegen den Verbiss durch Schafe geschützt, alle neun Nistkästen wurden sauber gemacht. Und alle waren im vergangenem Jahr von Meisen besetzt.
In vielen fanden sich zwei Nester, weil viele Bruten wegen des kalten und regnerischen Frühlings abgebrochen wurden.
Zwei breite Lücken in der westlichen Hecken wurden mit Astschnitt von den Bäumen barrikadiert. Der Astschnitt stammte von einer Ein-Mann-Aktion von Rolf Novy-Huy, der vor einer Woche dort
gute Arbeit geleistet hat.
Außerdem wurden noch drei Sommerflieder-Stecklinge an guten Sonnenplätzen eingepflanzt, damit wir uns im Sommer an Faltern und Schwebfliegen erfreuen können.
Vögel gab es auch: Sperber, Kernbeißer, Grünling und Goldammern,
Im September 2013 legten Aktive der Ortgruppe Hattingen in der Ökozelle Teckenberg eine neue Folie in den bestehenden Teich ein.
Mit solchen Aktivitäten bringen sich die Mitglieder des NABU auf dem Stadt- gebiet Hatingen für den Naturschutz ein.
Gartenfreunde spenden für Ökozelle
Eine Spende der "Offenen Gartenpforte - Gärten an der Ruhr" von 1 000 Euro konnte die NABU-Ortsgruppe jetzt für die Einrichtung einer Ökozelle in Blankenstein entgegennehmen.
Mit dem Geld werde man, so der NABU, Werkzeuge und Naturschutzgeräte anschaffen können.
Auf einem Privatgelände in Blankenstein will die NABU-Ortsgruppe eine Ökozelle einrichten, die sowohl dem Naturschutz, als auch der Umwelt-Pädagogik dienen soll. Mit Unterstützung des Besitzers,
Wolfgang Teckenberg, sollen ökologisch wertvolle Strukturen, die in der Agrarlandschaft verschwunden sind, wieder eingerichtet werden. "Wir werden Totholzhaufen und Lesesteinhaufen
zusammentragen, kleine Teiche und Tümpel anlegen, alte Heckenstrukturen wieder vitalisieren und einen Obstkamp renovieren!", so Erich Füllbeck, der zusammen mit Hans-Jürgen Hendricks und Ralph
Albrecht an der Ökozelle arbeitet.
Bereits jetzt ist das Gelände von rund 3 000 Quadratmetern ökologisch sehr interessant. Schmetterlinge, Käfer, Wanzen und viele Vögel wurden schon beobachtet; ebenso Rehe und ein Steinmarder. 50
Tier- und Pflanzenarten konnten die Naturschützer schon feststellen und das bei nur wenigen Begehungen.
Den Vertretern der Offenen Gartenpforte liegt besonders die Umweltbildung am Herzen. "Es wäre schön, wenn schon im nächsten Sommer hier die ersten Kindergartengruppen oder Schulklassen aus der
Nachbarschaft Naturerfahrungen machen könnten", so Katja Triebert und Andrea Stolte bei der Besichtigung der Öko-Baustelle. NABU und Offene Gartenpforte wollen auf jeden Fall im Gespräch bleiben.
Hans-Jürgen Hendricks: "Wir können eine Menge voneinander lernen!"
Kontakt:
Erich Füllbeck, 02052 813120
Das Foto zeigt die Spendenübergabe in der Ökozelle. Von links nach rechts sind zugegen:
Thomas und Katja Triebert, Jörg Stinnesbeck, Andrea Stolte von der Offenen Gartenpforte und Ralph Albrecht, Hans-Jürgen Hendricks und Erich Füllbeck vom NABU-Hattingen.
Feuerwehreinsatz an der Ökozelle!
Am späten Nachmittag des 07. April hatte die Jugendgruppe der Feuerwehr einen Einsatz auf der Ökozelle des NABU Hattingen in Blankenstein.
Unter Leitung von Hauptbrandmeister Jens Herkströter wurde eine Übung durchgeführt mit dem Ziel, die von der Nabu Ortsgruppe erstellten Teichen mit Wasser zu füllen. Nach Einteilung der Gruppen
durch den Hauptbrandmeister wurden die Anschlüsse, Schläuche und Verteiler gelegt. Die jungen Leute waren mit Eifer und Spaß bei der Arbeit und schon nach kurzer Zeit kam das Kommando "Wasser
marsch" und die Teiche wurden gefüllt.
Auch an dieser Stelle noch einmal "Herzlichen Dank" an die Feuerwehr!
Erich Füllbeck
Nach dem ersten Regen und der "Manpower" von Jürgen und Ekkehard sieht der Teich bereits gut aus.